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Geschichte des Bellevue

Vor 100 Jahren

Das Bellevue ist anno 1900 vom damaligen Gemeindeschreiber Emil Sturzenegger für seinen Sohn Otto Sturzenegger-Brunner, als Gasthaus und Pension erbaut worden. Wie aus dem Prospekt von damals hervorgeht, wurde es für seine prachtvolle Lage, für Erholungsbedürftige, angepriesen: „Staubfreie, ozonreiche Luft. Nahe Waldungen. Grossartiges Panorama. Schöne Umgebung mit vielen Spaziergängen. Hübsche Gartenanlagen beim Haus. Eigene Quellwasserversorgung. Neue Lichtanlage.“ ist dort zu lesen. Der Tanzsaal muss kurz nach der Erbauung noch hinzu gebaut worden sein. Unter der grossen Gartenterrasse war eine Kegelbahn untergebracht. Das Bellevue war bei den Rheintalern weitherum bekannt. Hier ging man auf den Tanz.

Der Betrieb lief v.a. mit deutschen Gästen bis 1914 sehr gut. Beim Ausbruch des 1.Weltkriegs blieben aber diese Gäste aus und O.Sturzenegger sah sich gezwungen, das Haus zu verkaufen.

 

Einzug der Stickerei

Hans Ulrich Weder, Sticker aus Diepoldsau und Vater von 13Kindern, kaufte das Bellevue. Im Tanzsaal wurden 2Pantograph-Maschinen aufgestellt und von der Familie in Betrieb genommen. Von den Höhen und Tiefen der Textilbranche könnten die Wände dieses Hauses Bände erzählen. Von tiefsten Sorgen und Nöten bis zu wunderbaren Höhenflügen und 14-16Std. Arbeitstage mit guten Stichpreisen und damit gutem Verdienst, prägten die folgenden 70Jahre der Menschen in diesem Haus. V.a. die Kriegsjahre im 2.Weltkrieg waren für die Geschwister Sophie, Gottfried, Eduard und Jakob Weder, die sich zu einer Kollektiv-Gesellschaft „U.Weder’s Erben“ zusammengeschlossen hatten, eine grosse Herausforderung. Kurz zuvor hatten sie sich zwei 1S Automaten-Maschinen, sowie eine Punchmaschine von Saurer erworben. Während der Kriegsjahre stand alles still. Die Schulden waren gross. Jeder versuchte mit anderen Einkommen sich und seine Familie durchzubringen

 

Vor 50Jahren

Sofort nach Kriegsschluss gingen in der Stickerei die Aufträge in grossem Masse ein und wurden gut bezahlt. Die 50-iger Jahre, waren die Besten in der gesamten Stickereizeit. Das Haus gehörte nach dem Tod der Eltern der zweitältesten Tochter Sophie. In den 50er Jahren wurde das Haus erstmals gedrittelt. Gottfried, Eduard und Sophie übernahmen je einen Teil. Die eine Maschine übernahm Hugo Weder, Sohn von Jakob, 1962. Dieser war gelernter Schlosser und hatte mehrere Jahre in einer Stickerei in Balgach das Handwerk gelernt. Er führte bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1986 die Stickerei weiter. 1985 zog er mit seiner Frau Annemarie im 1.Stock des Hauses ein und löste zusammen mit Ernst Weder, Sohn von Gottfried, die Onkel Eduard und Gottfried im Besitz des Hauses ab.

Heute

Das Haus gehört nun je zur Hälfte Hugo Weder und seiner Tochter Maja Weder. Hugo u.Annemarie Weder stellen sich tagtäglich den Herausforderungen dieses grossen Objektes, dessen Unterhalt und Erneuerung. Maja betreibt im 2.Stock,
mit ihrer Freundin Monika Niederer, eine Ferienwohnung und lebt zusammen mit ihrem Sohn in den obersten Etagen. Im Saal steht noch die 13m lange Schifflistickmaschine. Hugo Weder hat dort sein eigenes, kleines Stickereimuseum eingerichtet und erzählt Interessierten gerne aus seiner grossen Erfahrung mit der Schifflistickerei.

 

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